Elefanten des Schaustellers Garnier

Elefanten des Schaustellers Garnier in Venezia (Veneto), Italien † 1819

Die beiden Elefanten von Garnier erregten in den Jahren 1819 und 1820 einiges Aufsehen, da sie nacheinander und an verschiedenen Orten durch Mauerw...

Die beiden Elefanten von Garnier erregten in den Jahren 1819 und 1820 einiges Aufsehen, da sie nacheinander und an verschiedenen Orten durch Mauerwerke hindurch mit Kanonenschüssen getötet wurden. Der Schausteller Garnier zog mit seinen Tierschauen durch ganz Europa. Für seine Elefanten hatte er eigens für den Transport spezielle Wagen konstruiert, die die Tiere beim Transportieren sicherten. Die beiden Dickhäuter gerieten im Zuge ihrer Präsentationen, der eine in Venedig (1819), der andere ein Jahr später in Genf (1820), ausser Kontrolle und wurden, da sie nicht wieder zu bändigen waren, jeweils mit einer Kanonenkugel erlegt. Die Auffassung, entlaufenen und nicht zu bändigenden Elefanten mit der Kanone zu begegnen, war im 19. Jahrhundert durchaus üblich. Der Elefant stammte aus einer der letzten höfischen Menagerien, eingerichtet von Friedrich I. von Württemberg. Nach dem Tod von Friederich I. im Jahr 1816 und einem durch Missernten und Hungersnöte gekennzeichneten Jahr hatte Friedrichs Nachfolger Wilhelm I. die exklusive Tierhaltung, die neben drei Elefanten auch eine stattliche Zahl an grossen Raubtieren betraf, für zu kostspielig erachtet und die Menagerie im November desselben Jahres an Zirkusbesitzer und Tierschausteller in ganz Europa verkauft. Ein Elefant wurde, zusammen mit einem Leoparden, einem Bären und weiteren Exoten wie Affen und Papageien, von dem Berliner Tierschausteller Garnier erworben, dem es gelang, das recht wilde und ungebärdige Tier zu einem gelehrten Elefanten auszubilden, der allerlei Kunststücke vorführen konnte. In den nächsten zwei Jahren bereiste Garnier mit dem Elefanten verschiedene Jahrmärkte in Deutschland und in Italien. Der Reisende und Naturforscher Georg von Martens (1788–1872), hinterliess in einer Fussnote einen Bericht von dem Tod des Elefant in Venedig. Der Elefant, so Martens, widersetzte sich seiner Einschiffung nach Mailand, gereizt durch Stösse seiner Aufseher, zertrümmerte er seine Hütte und bewarf die Männer mit den Brettern. Beim Versuch, das hungrige Tier mit Futter zu locken, kam einer der Aufseher zu Tode. Durch eine Gewehrsalve des herbeigeeilten Militärs erschreckt, ergriff der Elefant die Flucht und rannte ortseinwärts in den Stadtteil Castello, wo er in der ausweglosen Gasse Calle del Forno steckenblieb und daraufhin in ein Haus eindrang. Dessen Treppe brach unter dem schweren Tier zusammen, als es versuchte, sie hinaufzusteigen. Nach weiteren nutzlosen Gewehrsalven seiner Verfolger durchtrat der Elefant die hölzerne Tür der Kirche Sant’ Antonin und verschanzte sich hinter den Betstühlen. Dort wurde er durch ein eigens in die Kirchenmauer gebrochenes Loch mit einer Kanone erlegt, deren Kugel in dem grossen Körper steckenblieb. Die Nachricht von dem Ereignis wurde in Venedig ausgerufen und durch Zeitungen in ganz Europa verbreitet. Das Skelett und die ausgestopfte Haut des Elefanten gelangten in das Naturalienkabinett der Universität Padua und das Fleisch wurde unter der Bevölkerung verteilt.

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Elefanten des Schaustellers Garnier
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